der Freiwilligen Feuerwehr Erbach im Rheingau


Einer der edelsten Züge menschlichen Zusammenlebens ist der selbstlose Wille, dem Nächsten in Not und Gefahr zu helfen. Da diese vornehme Absicht auch in religiöser Hinsicht eine der markantesten Auswirkungen
echten menschlichen Gemeinwesens ist und deshalb gottgefällig sein muss, darf man den Leitspruch der Freiwilligen Feuerwehren wohl als einen
der schönsten aller bestehenden Wahlsprüche bezeichnen:

„Gott zur Ehr´, dem Nächsten zur Wehr!“

Als sich am 18. Mai 1878 im Gasthaus Engel Erbacher Bürger entschlossen, jeglichem Schadenfeuer und anderen Katastrophen den Kampf anzusagen und sich zu einer Feuerwehr zusammenzuschließen, musste ihnen dieses Leitwort bereits Motiv gewesen sein. Als erster Wehrführer wurde Wilhelm Craß gewählt, der das Amt bis zum 04.10.1925 inne hatte. Es war die Zeit des Umbruchs in ein neues Zeitalter, in dem der Wehrmann den zur Brandbekämpfung üblichen Feuereimer aus der Hand legte und sich mit Schläuchen und Spritzen vertraut machte.

Zu dieser Zeit lag die Anschaffung von Geräten in der Selbstverwaltung der Gemeinde. Vielerorts ließen kapitalkräftige Bürger die Ausrüstung einer Wehr zu ihrer Angelegenheit werden. In Erbach waren es die Prinzen Albert und Heinrich von Preußen, die den Erbachern zu einer schlagkräftigen Wehr verhalfen.

Die Wehr mit Musikzug im Jahre 1903

Sehr bald war die Freiwillige Feuerwehr der stärkste Verein der Gemeinde und jeder Mann betrachtete es als Ehre, ihr anzugehören. Sehr viele ältere Bürger wurden fördernde Mitglieder der Wehr. Schon um die Jahrhundertwende gründete die Wehr eine Blaskapelle und konnte auf eine beachtliche Ausrüstung sehr stolz sein. Nach dem Tod des ersten Wehrführers, der die Wehr 47 Jahre führte, wurde sein Sohn Eduard Craß am 22.11.1925 zum Nachfolger gewählt. Eduard Craß, im Wesen, Wollen und Denken seinem Vater sehr ähnlich, hatte es wesentlich schwieriger als sein Vorgänger. Für ihn galt es, die Wehr technisch schlagkräftiger zu machen. So konnte bereits im April 1927 die erste Motorspritze des Typs Magirus angeschafft werden, die bis 1950 ihre Dienste leistete. Gerade in den Jahren vor und nach 1930 war die Finanzierung bei Neuanschaffungen sehr schwierig. Bezeichnend für die damalige schwierige finanzielle Lage der Bevölkerung ist die Tatsache, dass die Wehr bei den Mitgliedern die Stundung der Mitgliederbeiträge von Fall zu Fall erwog.

Aufnahme aus dem Jahre 1927 mit der ersten Motorspritze der Wehr

Im Juni 1948 wurde das 70-jährige Jubiläum der Wehr unter großer Beteiligung der Bevölkerung gefeiert, was gleichzeitig der Startschuss war, um das Erdbeerfest nach den Kriegsjahren erneut aufleben zu lassen. Am 13. März 1950 gab Eduard Craß aus Gesundheitsgründen sein Amt, das er 25 Jahre inne hatte, an die Wehr zurück.

Am 20. März 1950 wählte die Generalversammlung den bisherigen Stellvertreter Josef Görner zu seinem Nachfolger. Gleichzeitig gaben mehrere ältere Kameraden ihr Amt in die Hände der Jüngeren ab. Der neue Vorstand war bestrebt, die Verbesserung der Ausbildung und Geräte zu erzielen. Man versuchte, der Bevölkerung klarzumachen, dass man eine ureigene Sache unterstützt, um zu jeder Zeit ihr Hab und Gut vor dem „Roten Hahn“ zu schützen. Auf Grund eines Rundschreibens an die Bevölkerung wurden neue aktive und inaktive Mitglieder geworben. Selbst Frauen wurden fördernde Mitglieder.

Von 1956 bis 1958 führte Bernhard Jung jr. die Wehr. Auch er bemühte sich mit aller Kraft, die Ausbildung und Ausrüstung zu verbessern. Bernhard Jung stand zu dieser Zeit mitten im entscheidenden Aufbau seiner Firma und musste wegen Überlastung sein Amt am 15.03.1958 an Johannes Görner übergeben. Johannes Görner führte die Wehr bis zum 21.03.1970. Während seiner Amtszeit konnte im Mai 1968 unter großer Anteilnahme der Erbacher Bevölkerung sowie von befreundeten Wehren aus Nah und Fern, das 90-jährige Jubiläum mit gutem Erfolg gefeiert werden.

Die Wehr im Jahre 1968 zum 90-jährigen Jubiläum

Unter ihm wurde die Wehr ausrüstungs- und ausbildungsmäßig zu einer gut geführten Einheit. Am 21.03.1970 übernahm Karl-Heinz Kremer die Wehr. Karl-Heinz Kremer legte sein besonderes Augenmerk auf die Ausbildung von Gruppenführern. Unter seiner Leitung erhielt die Wehr erstmals eine moderne Atemschutz- sowie eine Funkausrüstung. In der Jahreshauptversammlung am 31.01.1976 legte Karl-Heinz Kremer sein Amt nieder.

Mit der Jahreshauptversammlung am 31.01.1976 begann die Ära von Günter Massing, der bis zum heutigen Tag das Amt des Wehrführers inne hat. Bereits ein Jahr zuvor hatte er den Vorsitz des Vereins übernommen. Unter seiner Leitung bekam die Wehr einen weiteren unverkennbaren Aufschwung. So wurde zum Beispiel am 29.04.1977 die Jugendfeuerwehr gegründet, die 2002 bereits ihr 25-jähriges Jubiläum mit Erfolg feiern konnte. Die Wehr erhielt erstmals ein Tanklöschfahrzeug sowie einen hydraulischen Rettungssatz zur Bergung von Personen bei Verkehrsunfällen. Des Weiteren wurden ein Löschgruppen-, ein Tragkraftspritzen– und ein Mannschaftstransportfahrzeug durch neue ersetzt sowie ein Mehrzweckboot beschafft. Im Frühjahr 2000 wurde durch Vereinsgelder ein Unimog von der Werkfeuerwehr Böhringer gekauft und zum Gerätewagen umgebaut. Die Funk- und Atemschutzausrüstung wurde ebenfalls erneuert. 1978 wurde das 100-jährige und 1988 das 110-jährige Jubiläum unter seiner Leitung mit großem Erfolg gefeiert. Neben dem Amt als Wehrführer ist Günter Massing gleichzeitig seit dem 06.04.1979 stellvertretender Stadtbrandinspektor sowie seit dem 04.04.1998 Vorsitzender des Kreis-feuerwehrverbandes Rheingau.

Die Wehr im Jahre 1978 zum 100-jährigen Jubiläum

Durch neue Brandschutzpläne der Stadt Eltville hat sich seit 2001 das Aufgabengebiet der Freiwilligen Feuerwehr Erbach vergrößert. So wird die Erbacher Wehr bei allen größeren Einsätzen in Hattenheim und bei allen Gefahrstoffunfällen im gesamten Stadtgebiet mit alarmiert. Das jetzt stattfindende 125-jährige Jubiläum ist die dritte große Festveranstaltung unter seiner Regie.

Die Wehr im Jahre 2003 zum 125-jährigen Jubiläum